Der Besitz eines Gartens wird nicht selten als ein wichtiges Kriterien für die Anschaffung eines Hundes angesehen. Die Aussage "Wir haben einen Garten!" scheint beinahe automatisch zur Haltung eines Hundes zu qualifizieren. Es mag daher überraschen, dass meine Kollegen und ich im Frühjahr und Sommer immer mit etlichen Fällen zu tun haben, in denen ausgerechnet der Garten zum Ausgangspunkt für Probleme mit dem Hund wird. Und zwar vor allem, weil der Besitzer annahm, dass sein Garten ein sehr geeigneter Aufenthaltsort für einen Hund sei.
Hunde sitzen nun mal nicht wie Gartenzwerge dekorativ auf dem Rasen. Und Hunde spielen auch höchst selten für sich allein wie ein Kleinkind im Sandkasten. Höchstens ganz junge Welpen tun das manchmal für eine kurze Zeit. Ansonsten ist der Hund ein überaus soziales Tier und möchte immer alles gemeinsam mit seinem "Rudel" machen. Und "sein Rudel" - das sind Sie! Etliche Hunde (meine beiden z.B.) halten sich sowieso fast nur im Garten auf, wenn ihr Mensch dabei ist. Bleibe ich im Haus, bleiben sie auch drinnen, egal wie schön das Wetter ist und wie weit die Terassentür aufsteht. Sie spielen sogar nur dann miteinander im Garten, wenn ich dabei zusehe oder mitmache. Ohne Gesellschaft oder "Animation" schlendern sie höchstens zwei-/dreimal täglich über den Rasen und schnuppern alles ab, dann kommen sie wieder dahin, wo "ihre" Menschen sind. Oder sie liegen, wenn ich weg bin, sommers auf dem Rasen und warten auf meine Rückkehr. Für solche Hunde eignet sich ein Garten sowieso nur als gemeinsamer Spiel- und Trainingsplatz. Und es ist es natürlich zweifellos sehr schön, wenn man einen Garten zur Verfügung hat! Nur taugt der Garten unter diesen Umständen natürlich nicht als Ersatz für Spaziergänge und andere Beschäftigungen.
Natürlich gibt es aber auch Hunde, die sich allein im Garten vergnügen. Selbständigere Typen tun das oder junge Hunde. Und auch solche Hunde, die von "ihrem" Menschen insgesamt nicht genug geboten bekommen (da der Mensch vielleicht hofft, der Garten enthebe ihn von solch lästigen Hundehalterpflichten?) und daher beschlossen haben, dass sie sich dann wohl in Eigenregie amüsieren müssen. Nur "amüsieren" sich Hunde meist mit all den oben aufgeführten Aktivitäten, die ihre Besitzer so gar nicht schätzen, wie buddeln oder Zweige abkauen. Für solche Hund-Besitzer-Paare ist der Garten dann oft eine Quelle von anhaltendem Ärger. Denn wenn der Hund Buddeln usw. erst mal so richtig als Ersatzbeschäftigung für sich entdeckt hat, wird er sich dieser Beschäftigung natürlich auch dann mit Ausdauer widmen, wenn er bei gutem Wetter durch die aufstehende Terrassentür viel Gelegenheit dazu hat. Es entsteht so genau das Gegenteil von dem, was der Besitzer wollte: statt ein wenig vom Hundehüten entlastet zu sein, muß er dauernd aufpassen, was der Hund draußen wieder anstellt, und kann im Sommer womöglich nicht mal mehr zeitweise die Tür aufstehen lassen.
Dieselbe Situation entsteht natürlich auch, wenn sich der Hund aus Langeweile zum Ausbrecherkönig entwickelt, was gar nicht so selten vorkommt. Denn der Garten wird einem Hund meistens schnell langweilig. Außerhalb aber locken neue Gerüche, Wildspuren, Katzen, nette Nachbarn die den Hund mit Wurstresten füttern oder Katzenfutter herumstehen haben, andere Hunde, Kinder usw. usf. Deshalb sind nur wenige Hunde zuverlässig hoftreu. Nach Ansicht der meisten Hunde endet ihr Territorium auch nicht automatisch an der Grundstücksgrenze. Wenn man Glück hat, macht der Hund nur hin und wieder eine harmlose Schnüffelrunde und kommt wieder zurück, doch selbst dann kann man das heutzutage nur noch in sehr ländlichen Gebieten dulden. Wenn man Pech hat, entwickelt er sich zum Streuner und Wilderer, macht seine Haufen in den Garten der Nachbarn, scheucht deren Schafe und "stellt" unter Lebensgefahr vorbeifahrende Autos. Die dritte Sorte Hund beschäftigt sich tatsächlich auch lange Stunden allein im Garten, ohne allzu viel Verwüstungen anzurichten, und läuft auch nicht weg. Das ist doch ideal, denken Sie? Wie man’s nimmt! Denn für diese Hunde wird mit dem Erwachsenwerden der Garten tatsächlich zu einer ernsthaften Aufgabe. Die Aufgabe besteht darin, den Garten und die ganze Umgebung scharf im Auge zu behalten - und jede kleinste Bewegung lautstark zu "melden". Je länger die Zäune umso besser - an ihnen kann man auf und ab rasen und Nachbarn, Passanten, Autos, Radfahrer, andere Hunde usw. usf. verkläffen, wobei man so richtig in Rage gerät. Wer nun meint, dass das zwar sicherlich nervt, aber dem Hund doch wenigstens etwas zu tun gibt, das ihm Spaß macht, irrt sich. So ein Bewachungsjob ist nämlich durchaus auch für den Hund stressig. |